Island per Rad 2013 - Teil 4





1 Wandergebiet Þórsmörk
2 Zwischen Skógafoss und Vik
3 Mýrdalssandur und weitere Sanderflächen
4 Skaftafell und Svartifoss
5 Jökulsárlón
6 Ostfjorde und der Nordosten Islands
7 Asbyrgi und 8 Dettifoss
9 Husavik

10 Hochlandpiste Sprengisandur
11 Landmannalaugar
12 Gullfoss
13 Kerlingarfjöll
14 Hveravellir
15 Vatnsnes Halbinsel
16 Westfjorde
17 Dynandi Wasserfall


18 Látrabjarg
19 Flatey
20 Snæfellsnes
21 Þingvellir
22 Geysir
23 Seljalandsfoss
24 Vestmannaeyjar
25 Reykjavík


15 Vatnsnes Halbinsel

Das Hochland wusch mich nach Norden hin mit Regen raus und nach ein paar Kilometern auf der Ringstrasse erreichte ich das Städtchen Blönduós. Mit einer Französin, die ich in Kerlingarfjöll kennengelernt hatte, maß ich mich abends im Wettrutschen auf den beiden Wasserrutschen im örtlichen Schwimmbad.
Am nächsten Morgen umrundete ich die Vatnsneshalbinsel, die Strasse ist überwiegend nicht geteert aber gut zu fahren.

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In einigen Seehundkolonien leben dort sowohl die Ringelrobbe als auch der Gemeine Seehund. Alle Seehunde lagen dort nur auf der faulen Haut und zeigten kein Interesse Kunststückchen zu machen.

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Am Felsen Hvítserkur nisten Dreizehenmöwen und Eissturmvögel, nach einer isländischen Sage handelt es sich um einen versteinerten Troll, der anscheinend Ärger mit dem nahegelegenen Kloster Þingeyrar suchte und von der Sonne überrascht wurde.

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Abends blieb ich in einem Zeltplatz am Hrútafjörður mit einer schönen Gemeinschaftsküche mit Blick über den Fjord und verbrachte quatschend mit 2 Reiseradlern aus England (Vater und Sohn) locker 3h im nahegelegenen hot pot. In keinem Urlaub zuvor hab ich je soviel Zeit in grösseren Badewannen verbracht...

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16 Westfjorde

Die beiden Engländer hatten auf ihrem Weg nach Reykjavík (Süden) vermutlich mehr Glück mit dem Wind als ich auf meinem Weg in die Westfjorde gen Norden nach Hólmavík. Ein strammer Nordwind bremste mich auf 13-15km/h ein, während ich bei kleinen bis mittleren Gängen eine Kraft aufwendete die für knapp 30km/h mit nur Fahrtwind genügt hätte...

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Hólmavík beherbergt das Museum of Icelandic Sorcery & Witchcraft und mich beherbergte, nach gut 100km Kampf gegen den Wind ziemlich verhext, ein Zeltplatz mit einem Schwimmbad und einem Supermarkt in weniger als 100m Entfernung. Sehr praktisch.

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Für die Hochebene Steingrímsfjarðarheiði (440m) zeigte das isländische Verkehrsleitsystem am nächsten morgen eine Temperatur von 3 Grad an und dazu kam ein überaus frischer Wind. Trotz warmer Kleidung und natürlich Handschuhen: selten so gefroren und was war ich froh wieder auf Meereshöhe zu sein.

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Jetzt begann die Fjordlandschaft der nördlichen Westfjorde, ich hatte den Ísafjarðardjúp erreicht, die Strasse 61 von Borðeyri über Hólmavík nach Ísafjörður, die überwiegend sich um die Fjorde schlängelt (und nicht im Hinterland über Pässe abkürzt) nennt sich auch Djúpvegur.

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In Reykjanes, direkt am Ufer des Ísafjarðardjúp, blieb ich die Nacht auf dem Zeltplatz der zu einem Hotel gehörte. Das Hotel hat man anscheinend in einer alten Schule eröffnet und sieht von aussen recht heruntergekommen aus, die Innenausstattung war deutlich besser.

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Zur Anlage gehörte auch ein 50 x 12m grosser hot pot, der durch ein nahegelegenes Geothermiegebiet beheizt wurde.

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Der nächste Tag war wettermässig ein Glücksfall, Sonnenschein und praktisch ohne Wind schlängelte ich mich raus und rein immer am Meer entlang bis nach Ísafjörður.

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Unterwegs kam ich an ein oder zwei Häusern vorbei, die Kaffee und Kuchen anboten. So kam ich morgens zu einem netten Frühstück. Sonst hat sich in Island oft erst mittags eine Gelegenheit ergeben.

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Auch einige Seehunde fläzten sich im Meer.

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Die Stadt Ísafjörður liegt am Skutulsfjörður zwischen Eyrarfjall (731 m) und Kirkjubólsfjall (832 m) und ich war gerade zur Zeit der Europäischen Meisterschaft im Schlammfussball vor Ort, Austragungsort: "mein" Zeltplatz. Eine kurze Suche bei youtube brachte u.a. dieses Video zum Vorschein, damit ihr Euch einen Eindruck machen könnt.
Von Ísafjörður gibt es auch Schiffsverbindung zur Halbinsel Hornstrandir, da wird es stellenweise richtig einsam und das könnte mal ein spannendes Projekt zu Fuß sein...

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Von jetzt an gings in südliche Richtung und als ich mit dem Rad auf den 9km langen Tunnel Vestfjarðagöng zufuhr, der Ísafjörður mit Flateyri verbindet, sah ich links eine kleine Strasse abbiegen, die alte Strasse über die Breiðadalsheiði. Der erste Eindruck: gut, geteert, erst seit 1996 obsolet, warum nicht...

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Der Asphalt endete recht bald und die Strasse wurde zunehmend holprig und steil;

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sobald ich die Passhöhe überwunden hatte verengte ein Schneefeld die Strasse erheblich und ein massiver Steinschlag machte es notwendig das Rad teilweise zu tragen.

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Immerhin war die Aussicht gut, wie erhofft, aber ich würde diese Strecke nicht ohne Vorbehalte weiterempfehlen.

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Der Tag blieb sonnig und weitere Pässe warteten heute auf mich, über die Gemlufallsheiði fuhr ich zunächst nach Þingeyri am Dýrafjörður und weiter über die Hrafnseyrarheiði in den Adlerfjord Arnarfjörður, der am Nordufer von gletschergeformten Bergen aus Gabbro und Rhyolith gesäumt wird. Die Strasse ist hier in den Westfjorden nur teilweise geteert, aber deutlich besser zu fahren als Hochlandpisten, kein Vergleich.

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Recht früh am Tag kam ich dann schon zum Dynjandi Wasserfall, auf dem Bild rechts unten bereits im Hintergrund zu erspähen.

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17 Dynjandi Wasserfall

Dynjandi“ heißt in etwa "der Dröhnende, Tobende", und besteht aus mehreren Wasserfällen nacheinander; nach dem großen Fjallfoss folgen Hundafoss, Göngufoss, Háifoss, Úðafoss und Bæjarfoss.

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Ich nutzte das schöne Wetter mir mein Rad mal etwas genauer anzusehen, die vielen Kilometer im Hochland hatten die Bremsbeläge ziemlich abgeschliffen. Neue Bremsbeläge, etwas Öl auf die Kette, Schrauben an den Gepäckträgern kontrollieren und etws an den Speichen der Laufräder herumzupfen. Ich hatte auf der ganzen Reise keine Probleme mit dem Rad: kein Speichenbruch, kein Plattfuss, nichts.

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Spätabends besuchte ich den Dynjandi erneut und machte einige Aufnahmen mit langer Belichtungszeit, zu der Tageszeit brauchte ich dazu keinen Graufilter mehr.

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Bei beeindruckenden Wolkenformationen am Himmel fuhr ich am nächsten Morgen zur Passhöhe Helluskarð und dann weiter nach Bíldudalur. All diese Tage waren recht gemütlich und ich fand Mittags hin und wieder ein Cafe und setzte mich für eine Stunde in die Sonne.

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Im Arnarfjörður bei Bíldudalur sichtete ich die Seemonster fjörulalli, hafmaður, skeljaskrímsli und faxaskrímsli, die man dort aber auch in einem Museum sich ansehen kann...

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Ein weiterer Pass brachte mich nach Tálknafjörður; auf Empfehlung eines Allgäuer Radfahrers in Bíldudalur blieb ich dort auf dem Zeltplatz direkt neben dem Schwimmbad.

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Zwischen Tálknafjörður und Patreksfjörður musste ich einen kleinen Bergrücken überwinden, bevor ich dann bei frischem Wind nach Látrabjarg zum Kap Bjargtangar, dem westlichsten Punkt Islands (und Europas) rausradelte. Das ist eine Sackgasse, man muss wieder zurück...


18 Látrabjarg

Die Strasse zum Kap Bjargtangar ist ungeteert und hat einige Schlaglöcher. Zunächst sah ich mir das 1912 erbaute Schiff an, das in der Nähe von Patreksfjörður am Ufer liegt; es scheint das älteste in Island gebaute Stahlschiff zu sein.

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Weiter gings zum Museum Hnjótur, dort hat Egill Olafsson zwei Schiffsunglücke (1947 und 48) an der Steilküste von Látrabjarg dokumentiert und einige Exponate zu den Anfängen der Luftfahrt in Island zusammengetragen.

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Millionen Seevögel leben in den bis zu 450m hohen Klippen, darunter vor allem Papageitaucher, Lummen und Tordalken.

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Ich hatte zunächst geplant dort draussen mein Zelt aufzuschlagen, aber der teilweise extrem starke Wind motivierte mich zu einem Zeltplatz in Breiðavík zurückzuradeln.

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Auf einigen der Bilder hier kann man, denke ich, den Wind fast sehen...

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Von Breiðavík gings zurück zum Barðastrandarvegur und über Kleifaheiði an die Südküste der Westfjorde. Dort sah ich auch schon mein (über-)nächstes Ziel: der Vulkan Snæfellsjökull am Westende der Halbinsel Snæfellsnes. Doch zunächst radelte ich zum Schwimmbad in Bjarkarholt und weiter zum Fährhafen nach Brjánslækur.

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Weiter gehts im nächsten Teil mit der Fähre Baldur von Brjánslækur zur Insel Flatey. Ich übernachte dort und nehme die Fähre am nächsten Morgen nach Stykkishólmur auf der Halbinsel Snæfellsnes.