Frankreich - England - Schottland - Niederlande
Wie schon so oft fuhr ich nach einem normalen Arbeitstag im Liegewagen des Nachtzugs abends um kurz vor 11 vom Münchner Hauptbahnhof zum Ostbahnhof in Paris.
Paris, Stadt der Liebe, diese Liebe scheint sich heute sicherheitstechnisch in Schlössern zu manifestieren, wo bleibt da noch Freiheit für Revolution, Sehnsucht, Verführung und Romantik die man mit dieser Stadt verbindet.
Da ich in vergangenen Urlauben Paris besuchte (
Von München nach Paris 2010,
Frankreich im Mai 2013) verlasse ich die Stadt recht flott in westlicher Richtung.
Auf der Strecke der 120 Jahre alten Radsportveranstaltung
Paris-Brest(-Paris) radle ich farbenfroh durch Frankreich
nach Roscoff. Diese Strecke ist angenehm zu fahren, bietet aber nicht allzuviele touristische Sehenswürdigkeiten. Ich habe aber etwas weiter nördlich bereits im Jahr 2011 auf einer weiteren
Tour de France einiges mir angesehen und wollte die ersten Tage einfach zum "einrollen" nutzen. Liebliche Landschaft, gutes Essen, kein Stress...
Am Abend des 13. April war ich in Roscoff und nehme am nächsten Morgen die Fähre an die Südküste Englands nach Plymouth.
Unterwegs war ich mit dieser Ausrüstung:
Zelt, Kocher, und noch ein Rucksack, der sich in dem Packsack quer auf dem Gepäckträger versteckt, für die Wanderungen unterwegs.
Gleich hinter Plymouth beginnt die Hügellandschaft des
Dartmoor.
Einige Bauernhöfe öffnen die Wiesen für Zelte, das waren mir die liebsten Übernachtungen.
Exeter und die Blackdown Hills zeigten sich bei bestem Wetter und in voller Blüte.
In Glastonbury standen mir zuviele Touristen vor der Abtei, so daß ich King Arthur, Avalon, die Schafe und den Neodruidismus links liegen ließ.
Oxford, Stadt der dreaming spires.
Durch das heart of England, Cotswolds, auf Miss Marples Spuren; die vielen geparkten Autos störten das Stadtbild in Chipping Campden etwas.
In Stratford-upon-Avon ist das Geburtshaus des Barden von Avon die Attraktion für Touristen. Das Wetter hielt sich an dem Tag etwas bedeckt.
Es war Ostern und ich nicht der einzige der sich auf den Peak District freute, die A515 hinter Burton-on-Trent nach Ashbourne war grausig viel befahren an diesem Tag.
In England sah ich deutlich mehr Oldtimer Autos herumfahren als bei uns in Deutschland.
An grossen Städten wie Manchester fuhr ich vorbei, um dem Stadtverkehr zu entgehen und besuchte nach dem Peak District die Yorkshire Dales.
Dort startet dieses Jahr, also 2014, die Tour de France in England.
Das Wetter in England war weiterhin phantastisch, hin und wieder etwas Regen in der Nacht, aber tagsüber wurde ich kein einziges Mal nass im April.
Die Yorkshire Dales gingen praktisch nahtlos über in den Lake District, den ich am Ostersonntag nicht für mich alleine hatte. Über Carlisle weiter Richtung Galloway
und zwischen Ayr und Ardrossan probierte ich mal einen ausgeschilderten Radweg, der mich stundenlang kreuz und quer durch die Gegend scheuchte. Abends mit der Fähre auf die Insel Arran, die in Miniaturausführung fast alles bietet, was Schottland auszeichnet, inklusive einer Whisky Destillerie in Lochranza
Am nächsten Tag mit der Fähre nach Claonaig und auf Kintyre gen Norden nach Oban.
Das Wetter trübte sich etwas ein als ich tagsdrauf auf den Ben Nevis wanderte, doch der ist eh die überwiegende Zeit des Jahres wolkenverhangen. Ab 1100m begann ein durchgehendes Schneefeld und die Sicht verkürzte sich auf 20m. Oben war ein kleiner Windschutz, mit meinem Handy machte ich einen Schnappschuss. In meinen kurzen Radhosen und den Radschuhen kam ich mir manch anderem Bergsteiger, und es waren einige unterwegs, die sich mit Gamaschen, Steigeisen und Pickel ausgerüstet hatten, etwas "underdressed" vor.
Auf der "Road to the Isles" an einer netten Eisenbahnlinie entlang und am
Glenfinnan Monument und diversen
Viadukten vorbei nach Mallaig. Von dort brachte mich eine Fähre auf die Isle of Skye.
Am nächsten Tag eine Runde um die Halbinsel Skye, die ich gegen Abend über die Skyebridge am Kyle of Lochalsh zum Eilean Donan Castle verliess.
Gleich gegenüber vom Zeltplatz dort war eine kleine Bäckerei und das frische Brot am frühen Morgen brachte mich bis nach Ullapool, denn Teestuben oder sonstige Einkaufmöglichkeiten waren auf meiner Route dorthin Mangelware.
Eigentlich hatte ich die Nordküste gar nicht eingeplant in meine Reise, aber nachdem ich einigen End-to-End Radlern (Land's End to John O'Groats) begegnet war und einem 80jährigen der diese Strecke zu Fuß wanderte mit einem Wägelchen, das er hinter sich herzog (und nun auf dem Rückweg war) wollte ich auch zumindest die Nordküste Schottlands erreichen und fuhr von Ullapool nach Durness unter anderem über die
Kylesku Brücke.
Durness hat einige preisgekrönte Strände und ein John Lennon Denkmal, der hier einige Urlaube in seiner Jugend verbrachte.
Kurz vor Tongue brach mir eine Speiche im Vorderrad, ich hatte Ersatz dabei und an so einem sonnigen Tag macht einem das Schrauben am Rad weniger aus. Auf der A836 nach Süden war nicht viel Verkehr.
Mein Vorrat an gutem Wetter war anscheinend aufgebraucht, als ich tagsdrauf das Glen Affric, Drumnadrochit, Urquhart Castle und Loch Ness besuchte war es meist bedeckt und bisweilen neblig. Auch der weitere Weg über Inverness, das
Schlachtfeld von Culloden, Cawdor Castle und nach Süden in die Cairngorms war regnerisch bzw. später gabs sogar Schnee.
Über
Balmoral und
Braemar rauf zum
Devil's elbow dem höchsten Pass in Schottland, den zweithöchsten, Lecht, bin ich auch gefahren. Pitlochry, und die Lochs Tay, Katrine und Lomond lagen auf dem Weg nach Drymen. Der Zeltplatz dort liegt auf dem
West Highland Way und es waren überraschend viele Wanderer mit ihren Zelten auf dem kleinen Bauernhof.
Einen Plattfuss im Hinterreifen flickte ich am nächsten Tag in Stirling als ich bemerkte, dass die Seitenwand meines Mantels aufgescheuert war und beim Montieren gab es Beulenpest. Es war Sonntag und es regnete und da ich grad am Bahnhof in Stirling vorbeiradelte beschloss ich mein Glück in Edinburgh zu versuchen und setzte mich in den Zug (8 Pfund incl Rad für ca 60km). In Edinburgh fand ich Radläden die Sonntags offen hatten. Ich verliess glücklich mit einem Ersatzmantel den Laden um zu einem Zeltplatz etwas ausserhalb der Stadt zu radeln und dort in Ruhe den Mantel zu wechseln. 50m später: ein Knall und der alte Mantel war seitlich aufgeplatzt. Einen Ersatzschlauch hatte ich dabei.
Nachmittags gings dann zum Arthurs seat, einem Vulkankegel mitten in der Stadt und am nächsten Morgen radelte ich vormittags nach Stirling, da ich mir sowieso die Firth of Forth Brücke ansehen wollte...
Einen Vormittag verbrachte ich im Botanischen Garten Edinburghs
Auf einigen ehemaligen Bahnstrecken und an Flüssen entlang kann man in Edinburgh recht flott die Stadt queren.
Bei schlechtem Wetter vergrub ich mich im Museum.
Etwas südlich von Edinburgh besuchte ich
Rosslyn Chapel und die Heimat von
Schaf Dolly, übernachtete ein letztes Mal direkt an der schottischen Grenze in Kielder und radelte am
Hadrians Wall entlang nach Newcastle upon Tyne, wo ich mein Fährticket recht unkompliziert gegen eine geringe Gebühr einen Tag vorverlegen konnte.
Die Niederlande waren eine andere Welt für Radfahrer, überall getrennte Fahrspuren für Autos und Fahrräder und dann so unwahrscheinlich flach das ganze Land. Frankreich, England und Schottland hatten doch so einige Hügel auf dem Programm.
Den letzten Tag verbrachte ich bis zur Abfahrt des Nachtzuges von Amsterdam nach München in der Stadt und verkroch mich die meiste Zeit im Museum, da erst am Abend der Regen etwas aufhörte und ich nach 17Uhr noch ein paar Bilder von Amsterdam machen konnte und abends fuhr ich mit dem Nachtzug bequem nach München zurück.